Wie du als Angehörige*r unterstützen kannst, ohne dich selbst zu verlieren

Die Diagnose Krebs verändert alles – nicht nur für die betroffene Person, sondern auch für die Menschen, die ihr nahe stehen. Als Angehörige*r fühlst du dich vielleicht oft hin- und hergerissen zwischen dem tiefen Wunsch, zu helfen, und der Überforderung, die mit der Krankheit einhergeht. Du möchtest für deinen geliebten Menschen da sein, doch wie behältst du dabei deine eigene Stärke und deinen inneren Frieden? Die Wahrheit ist: Du kannst nur dann wirklich eine Stütze für den anderen sein, wenn du auch gut für dich selbst sorgst. Hier findest du einfühlsame und praktische Anregungen, wie du dich nicht in der Rolle des Helfers oder der Helferin verlierst, sondern ein gesundes Gleichgewicht zwischen Fürsorge und Selbstfürsorge schaffst.

1. Setze liebevolle Grenzen

Die Kunst der Unterstützung liegt nicht darin, sich selbst vollständig aufzugeben, sondern darin, liebevoll Grenzen zu setzen – sowohl für dich selbst als auch für deine*n Angehörige*n. Du bist keine unerschöpfliche Quelle. Um mit dir selbst in Verbindung zu bleiben, frage dich regelmäßig: "Was kann ich heute tun, um mich nicht zu verlieren? Wie kann ich mich mit mir selbst verbinden?" Das kann bedeuten, dass du dich gelegentlich zurückziehst, um deine eigenen Batterien wieder aufzuladen oder einfach einen Moment an die frische Luft gehst, um in dich hinein zu spüren während du deinem eigenen Atmen lauschst. Es ist wichtig, dir bewusst zu machen, dass du nicht alles alleine stemmen musst. Jeder Schritt, den du in Ruhe und Balance gehst, ist ein Schritt, der deinem geliebten Menschen wirklich zugutekommt.

2. Akzeptiere die Ungewissheit

Du kannst die Diagnose nicht ungeschehen machen, die Schmerzen nicht nehmen, und du wirst immer wieder mit Momenten der Unsicherheit konfrontiert werden. In der Akzeptanz dieser Tatsachen liegt ein Stück Freiheit. Denn indem du dich darauf besinnst, dass nicht alles in deiner Hand liegt, kannst du den Druck loslassen, immer die perfekte Lösung zu finden. Dein wahrer Beitrag liegt in deiner Präsenz, in deinem offenen Ohr und in deinem Mitgefühl. Wenn du das beeinflusst, was tatsächlich in deiner Macht steht – wie zum Beispiel, mit wohltuenden Ritualen für Stabilität zu sorgen, beruhigende Worte zu finden oder die Stille mit zu tragen – wirst du die Herausforderungen gestärkt und zuversichtlich meistern.

3. Hole dir Unterstützung – Du bist nicht allein

Es ist eine der wichtigsten Lektionen, die wir lernen dürfen: Du musst diesen Weg nicht allein gehen. Der Austausch mit anderen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, kann eine so wertvolle Hilfe sein. Egal, ob durch Selbsthilfegruppen, Gespräche mit anderen Angehörigen oder durch professionelle Begleitung – lass dich frühzeitig unterstützen. Das offene Gespräch mit anderen kann dir helfen deine eigenen Gefühle zu ordnen und neue Perspektiven zu gewinnen. Erlaube dir, deine eigenen Bedürfnisse , Ängste und Sorgen auszusprechen, ohne dich schuldig zu fühlen.

4. Achte liebevoll auf dich selbst

Bei all der Fürsorge für andere darfst du dich selbst nicht vergessen. Auch du brauchst Pausen, denn auch du befindest dich in einer extrem anstrengenden Außnahmesituation. Sorge dafür, dass du regelmäßig durchatmen kannst, auch wenn es nur kurze Momente sind. Spaziere an der frischen Luft, genieße eine Tasse Tee in Ruhe, mache Sport oder finde einen Moment der Stille für dich. Deine Gesundheit – körperlich, mental und emotional – ist der unabdingbar, um für deinen Herzensmenschen da zu sein. Denke daran: Nur wer gut für sich selbst sorgt, kann auch anderen mit voller Kraft und Liebe beistehen.

5. Schaffe Momente der Verbundenheit abseits der Erkrankung

Inmitten von Arztbesuchen, des Wartens auf Ergebnisse und der oft überwältigenden Informationsflut kann es leicht passieren, dass euer Alltag nur noch von der Krankheit geprägt scheint. Das ist extrem anstrengend und kräftezehrend. Nimm dir daher bewusst Zeit für Augenblicke, in denen du die Erkrankung aktiv in den Hintergrund stellst und deinen Herzensmenschen in den Vordergrund rücken lässt. Trau dich vermeintliche Banalitäten anzusprechen, es ist schön, wenn man auch mal über leichte Themen spricht. Erzähle von deinem Tag, kocht gemeinsam oder schaut euch einen albernen Film an.

Gerade dann, wenn die Belastungen des Krankheitsalltags groß sind, sehnen sich Krebspatient*innen oft nach einem Gefühl von Normalität und Geborgenheit. Diese Momente der Verbundenheit geben nicht nur das Gefühl, nicht allein zu sein, sondern erinnern auch daran, dass man mehr ist als eine Krankheit. Das da Träume, Wünsche und Gedanken sind, die über die Krankheit hinausgehen.

Fazit: Du bist ein Anker, solange du dir selbst auch Halt gibst.

Es gibt keine perfekte Antwort darauf, wie du als Angehöriger richtig unterstützen kannst. Doch eines ist sicher: Du kannst nur dann der starke Fels in der Brandung für deinen Herzensmenschen sein, wenn du für dich selbst sorgst und dich wertschätzt. Indem du auf dich selbst achtest, Grenzen setzt und Unterstützung annimmst, bleibst du nicht nur für deinen Herzensmenschen, sondern auch für dich selbst eine wertvolle Quelle der Kraft.

Welche Wege hast du gefunden, um für dich selbst zu sorgen und gleichzeitig für deine*n Angehörige*n da zu sein? Teile deine Gedanken gerne in den Kommentaren!


DISCLAIMER: Ich bin keine Ärztin oder Psychologin. Dieser Text ersetzt keine medizinische, psychologische oder psychoonkologische Beratung. Er ist als einfühlsamer Begleiter in einer sehr herausfordernden Zeit gedacht – mit dem Ziel, dich emotional zu stärken und dir zu helfen, in kleinen Schritten wieder bei dir selbst anzukommen.

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Wie du trotz Krebs ein Stück Kontrolle zurückgewinnen kannst